Am nächsten Tag verliessen wir Ho Chi Minh City. Nele schloss sich uns an und wir reisten seitdem auf unbestimmte Zeit zu Dritt. Bevor es aber Richtung Norden gehen konnte, musste erst der Süden abgegrast werden. Das nächste Ziel war also das Mekongdelta, mit der Provinzhauptstadt Can Tho. Wir kamen am späten Nachmittag in Can Tho an und ein Homestay, etwas ausserhalb der Stadt, diente uns für die nächsten 2 Tage als Unterkunft. Die restlichen Stunden des Tages verbrachten wir im Homestay und uns wurde ein fantastisches Abendessen serviert. Ich weiss nicht, wann ich das letzte Mal so gut und so viel gegessen habe. Man kann es ganz einfach beschreiben "Futtern wie bei Muttern auf Vietnamesisch". Am nächsten Morgen liehen wir uns die zur Verfügung stehenden Fahrräder aus und erkundeten Can Tho und Umgebung. Um einen authentischen Eindruck vom Leben am Mekong zu erhalten, kommt man um eine Bootsfahrt nicht herum. Da wir aber keine klassische Tour buchen wollten, sprachen wir einen älteren Herrn an und er brachte uns samt den Fahrrädern zurück zum Homestay. Das Homestay liegt direkt an einem der vielen Adern des Mekong und es war eine eindrückliche, unvergessliche, pannenbehaftete Bootsfahrt. Zurück in der Unterkunft verabschiedeten wir uns und hatten schon im Hinterkopf, ihn am nächsten Morgen wieder aufzusuchen, um die schwimmenden Märkte zu besichtigen. Gegen 5:30 Uhr morgens starteten wir, schwangen uns auf die Fahrräder und versuchten den älteren Herren wieder zu finden. Der Plan ging auf. Wir erlebten einen wunderschönen Sonnenaufgang und besuchten zwei schwimmende Märkte.
Am Nachmittag ging es dann auch schon weiter Richtung Phu Quoc. Phu Quoc ist die grösste Insel Vietnams und liegt im Golf von Thailand. Im Bus nach Rach Gia, das ist der Ort von dem aus die Fähre startet, kam ich mit einem Ami ins Gespräch. Er riet uns von einem Besuch der Insel ab und meinte, dass die Insel ihre besten Zeiten schon hinter sich hätte. Als Ausweichvariante schlug er mir Nam Du vor. Später stimmten wir demokratisch ab und es stand 2:1 für Phu Quoc. In Rach Gia angekommen, vermittelte der Ami uns noch eine Unterkunft und wir trafen uns später zum Abendessen. Wir gingen mit seiner Frau, einer Vietnamesin und seinem Sohn zum lokalen Markt und ich probierte sogar zweierlei halbfertige Enteneier. Ja was soll ich sagen, einmal und nie wieder. Nach unserem doch sehr sehr vietnamesischen Abendessen, trennten sich die Wege und wir gingen zurück zum Hotel. Dort tauschten wir uns noch mit Tung Minh Pham, das ist der Eigentümer des Hotels, aus und er gab uns wertvolle Tipps für die weitere Reise. Zudem kümmerte er sich um die Fähretickets nach Phu Quoc und sogar um die Bustickets zurück nach Ho Chi Minh City. Am nächsten Morgen ging es in aller Frühe mit der Fähre Richtung Phu Quoc. Wir bezogen das Homestay, liehen zwei Roller aus und erkundeten als erstes den südlichen Teil der Insel. Viel Schönes gibt es nicht zu berichten, überall wird gebaut und der Charme der Insel geht verloren. In diesem Sinne, ein Hoch auf den Massentourismus. Wieder auf dem Rückweg, fanden wir dann doch noch ein schönes Fleckchen Erde. Der Long Beach ist der längste Strand auf Phu Quoc und liegt im süd-westlichen Teil der Insel. Wir waren allein, aber das war wahrscheinlich der Baustelle im Hintergrund zu verdanken. Am nächsten Tag, dasselbe Spiel. Heute war der Norden dran. Auf dem Plan standen ein Wasserfall, ein Tempel und eine Runde quer durch den National Park. Auch dieser Tag hat uns nicht wirklich umgehauen. Baustellen und der Rest, naja, nichts sagen sagt auch viel aus. Zwei Dinge sind trotzdem zu erwähnen. Lydia kann nun Roller fahren und hat Lust auf mehr bekommen. Ich hatte eine Panne: einen abgerissen Benzinschlauch, konnte diesen aber mit Hilfe von einigen netten Einheimischen wieder flicken. Wir verliessen Phu Quoc am nächsten Tag und das war auch gut so.
Nach zwei Nächten in Da Lat ging es auch schon weiter nach Hoi An. Oh mein Gott, ich weiss nicht was ich dazu sagen soll, aber teilweise hab ich nur noch Touristen gesehen. Geschmäcker sind ja unterschiedlich, aber unser Fall ist diese so hochgelobte Stadt nicht. Das war auch der Grund warum wir wieder auf alt Bewährtes zurückgriffen. Roller ausleihen und weg vom Mainstream. Wir fuhren heut zu viert, Gondro aus Argentinien begleitete uns. Ein wirklich gemütlicher Tag, vorbei an schnuckligen kleinen Dörfchen und Reisfeldern. Der Strand wurde besucht und eine ähnliche Flussüberquerung wie in China, stand ebenso auf dem Programm. Nach Hoi An besuchten wir dann Hue. Hue ist eine alte Kaiserstadt und war schon eher was für uns. Man sieht nicht ununterbrochen Touristen, es gab leckes Strassenessen zu vernünftigen Preisen und die eine oder andere Sehenswürdigkeit war auch dabei.
Nach 2 Wochen gemeinsamen Reisens, trennten sich nun erst mal die Wege. Nele blieb noch ein bisschen in Hue. Lydia und ich machten uns in den Phong Nha Nationalpark auf, denn vor uns lag eine 3 Tages-Dschungel- und Höhlentour (Wild Tu Lan Cave Explorer). Insgesamt waren wir 5 Tage in Phong Nha. Die ersten zwei Tage verkrochen wir uns im Hotelzimmer, da es ununterbrochen regnete und Lydia eine Erkältung plagte. Ich unternahm lediglich eine kurze Ausfahrt mit einem Roller, aber bei ständigem Nieselregen, macht es nun wirklich nicht viel Spass. Am dritten Tag ging es dann in aller Frühe los. Der Regen legte sich und die Tour konnte beginnen. Wir waren eine bunt gemischte Truppe mit zwei Guides, Vu und Linh und einigen Trägern. Nach einer einstündigen Fahrt erreichten wir das Basislager, von wo aus wir unsere Tour starteten. Es gab eine kurze Einweisung und uns wurde Equipment wie wasserdichte Rucksäcke, Kopflampen usw. zugeteilt. Nach den ersten Metern war klar, das wird eine feucht fröhliche Angelegenheit. Wir passierten schlammige Wege, durchquerten einen Fluss, schlugen uns durch den Dschungel, bestiegen Berge und erreichten dann die erste Höhle (Rat Cave 400m lang), wo ein Mittagessen auf uns wartete. Nach dem Mittagessen erkundeten wir dann das Innere der Höhle, bevor es dann weiter durch den Dschungel zum Camp ging. Im Camp trockneten wir unsere Klamotten und es wurde ein fantastisches Abendessen serviert. Wir sassen am Abend noch eine ganze Weile beisammen, tranken Reiswein und spielten das eine oder andere lustige Spielchen. Der zweite Tag begann für mich mit schwimmen. Vu wollte die Wassertemperatur testen, aber allein schwimmen macht doch keinen Spass. Also leistete ich ihm im 13 Grad warmen Wasser Gesellschaft. Wir schwammen zusammen in die Höhle (Ken Cave 3683m lang), wo der Rest der Abendteurer mit Booten hinkam und auf uns wartete. Nach einer ausführlichen Runde in der Höhle, ging es dann zurück zum Camp und diesmal schwammen auch fast alle. Im Camp gab es erst mal Mittagessen, bevor es dann weiter zur nächsten Höhle (Tu Lan Cave 2226m lang) ging. Wir durchquerten wieder den Dschungel. Mehrere Flussdurchquerungen durften auch nicht fehlen. In der Tu Lan Cave war der erste Teil "trocken" und nach einem spektakulären Abstieg in der Höhle, musste rund 500m geschwommen werden. Man darf dabei nicht vergessen, dass die Aussentemperatur bei ca. 18 Grad lag und die Wassertemperatur bei ca. 13 Grad. Auch hier gab es wieder Leute die nicht geschwommen sind, aber das sollte sich bald ändern. In der letzten Höhle (Kim Cave 892m lang) dieses Tages, gab es nur einen Weg und der führte durchs Wasser. Wir absolvierten diesen auch gekonnt und kamen total entkräftet in einem neuen Camp an. Wir versuchten wieder unsere Klamotten zu trocknen, aber an diesem Tag war es fast unmöglich. Es gab wieder ein tolles Abendbrot, nur der Reiswein fehlte. Den hatten wir am Vorabend platt gemacht. Wir sassen wieder gemütlich beieinander und hatten sogar das eine oder andere sehr private Gespräch mit unseren Guides. Der letzte und dritte Tag war ran. Wir besuchten zwei Höhlen (Ton Cave 495m lang und Secret Cave 174m) und kamen dann im Basiscamp gegen 13 Uhr wieder an. Eine warme Dusche und ein Mittagessen warteten schon auf uns. Alles in allem hat das Wetter zu wünschen übrig gelassen, aber die Tour war trotzdem fantastisch. Wir können diese nur wärmstens weiter empfehlen und bedanken uns bei Nils und Kata, das Berliner Pärchen aus China, die uns diesen Trip empfohlen haben.
Am Abend ging es auch gleich weiter. Wir nahmen den Nachtbus nach Ninh Binh. Früh am Morgen angekommen, machten wir erst mal Augenpflege, liehen uns dann einen Roller aus und schauten uns ein bisschen die Gegend an. Ich erspähte einige Boot und der Roller war Geschichte. Wir fragten wieder einen älteren Herren, ob wir uns denn nicht eins ausleihen dürften und er stimmte zu. Super, wir durchquerten auf dem Wasserweg zwei Höhlen und verbrachten drei wundervolle Stunden auf dem Fluss.
Um zur Halong Bay zu gelangen, buchten wir diesmal ein Leichtkraftrad und das gleich für fünf Tage. Wir starteten in Hanoi und fuhren quer durchs Gemüse nach Ha Long. Am nächsten Tag nahmen wir eine öffentliche Fähre von Ha Long zur Insel Cat Ba und eine Runde durch die Halong Bucht war inklusive. Wir fuhren einmal quer über die Insel und nisteten uns zwei Tage in Cat Ba Stadt ein. Am dritten Tag wechselten wir den Ort und zogen zur neuen Unterkunft, die wir auf unseren Streifzügen über die Insel entdeckt hatten. Sie lag direkt am Strand und war ausserhalb der Stadt, also perfekt zum Relaxen. Wir hatten Glück, die Wolken rissen auf und wir konnten gemütlich am Strand herum lungern. Am Abend machten wir ein Lagefeuer, bevor es ins Zelt zum Schlafen ging. Alles hat mal ein Ende und so mussten wir am nächsten Tag wieder zurück nach Hanoi. Dort verblieben wir noch ein paar Tage, besuchten fast jeden Tag unsere Banh Mi (Brote aller Art) Frau des Vertrauens und verabschieden uns hiermit aus Vietnam.